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Gedichte Joseph Rossa
Ist meine Wärme, bei viel Frost
mein Zweifel auch bei mancher Kost
die Frau ist meine Lust und Zier
mein Grauen und manchmal Pläsier
Ist oft mein königlicher Saal
und meine Krankheit und Spital
sie ist mein Schild und auch mein Schutz
ein Frevel oft ihr Stolz und Trutz
Ist Hoffnung mir und Einigkeit
mit öftermalen Zank und Streit
Mein Frau ist mein getreuer Freund
oft ist sie auch mein größter Feind
Sie ist gemütvoll und sehr gut
dabei auch zornig und voll Wut
ist meine Tugend meine Last
für mein Empfinden ein Ballast
Ist meines Herzens Aufenthalt
und macht mich dennoch grau und alt.
Sie ist mir Bremse, gibt mir Schwung
und hält mich alle Zeiten jung.
(Frei nach Hans Sachs)
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