Page 5 - Mundart_Schreibung
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phonetisch-akustischen Differenzierungsfähigkeit von Personen wahrgenommen und wiederzugeben
versucht werden.8 In seinem ebensolche Beispiele beinhaltenden Beitrag „A wäeg etztolerisch“ meint

Ewald Schöpf: „Dialekt sprechen ist halt doch etwas anderes als das Schreiben“ und verweist vor

allem auf die Differenzierung der verschiedenen e-Laute (z. B. ein wenig: a wäeg, weinen, plärren:

pläern, eine kleine Arbeit: a Käerle, Scheunenauffahrt: a Mäenebrugga, schwach, kränklich: kläepr,

als Zugtier verwenden: mäen), auf die Ähnlichkeit von b und w (z. B. Streu: Strewe oder Strebe, riewig

oder riebig) und auf die Schwierigkeiten beim Schreiben ganzer Sätze mit Zusammenziehungen bzw.

Kontaminationen (z. B.: Hättest du dir etwas gelernt, dann könntest du jetzt etwas: Hatteschtedr
eppas geläernt, oftr kannteschte ietz eppas).9 Eine eingehendere Kommentierung erübrigt sich und

ergibt sich aus den anschließend vorgestellten und besprochenen verschiedenen Anleitungen und
Empfehlungen zur Dialekt-Schreibung.10

    1.1 Dialektliteratur als Motiv zur Verschriftlichung von Mundart

Da Mundart ein voll funktionsfähiges Sprachsystem darstellt, bedient sie sich auch aller literarischen
Ausdrucksmittel.11 Die häufigste und beliebteste literarische Form ist unzweifelhaft die Mundartlyrik,

d. h., die meisten Mundarttexte sind lyrischer Provenienz bzw. Gedichte. Die Bezeichnung als

„Mundartdichter/in“ mag manchmal sogar geringschätzig verstanden sein. Gar nicht wenige

Autor/innen schreiben sowohl in Hochsprache als auch in Mundart. Hier werden sowohl die kreative

und inhalts- bzw. aussagebezogene literarische Intention als auch die sprachliche Originalität und

Passung ausschlaggebend für die Wahl des sprachlichen Mediums sein. Es ist sicherlich Wert, eine

Überlegung dahingehend anzustellen, ob man sich für die Mundart oder für die Schriftsprache

entscheidet.

Gebrauchstexte (z. W. in der Werbung) und mundartliche literarische Texte, sei es Lyrik (auch

Liedtexte), Prosa oder Dramatisches in Stücken, finden und fanden - Gottlob – zunehmend auch bei

8 vgl. z. B. Neurauter Siegfried: Wörterbuch (Längefalder Dialekt). In: Längenfelder Gemeindebote. Informationen und
Verlautbarungen für unsere Gemeindebürger. Jahrgang 18/Nummer 1, Juli 2012, 26; weiters in: Längenfelder
Gemeindebote, Jahrgang 18/Nummer 2, Dezember 2012, 11; in: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 19/Nummer 1, Juli
2013, 12; in: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 19/Nummer 2, Dezember 2013, 15 (z. B. Wiedn-Widn, Zwiefl-Zwifl
u. a. ); in: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 20/Nummer 1, Juli 2014, 20 (z. B. Groß- bzw. Kleinschreibung: a sella
Gottige, Ommezzn, Löttor-Lötter: Ablageraum mit Deckel u. a.; in: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 20/Nummer 2,
Dezember 2014, 27 (z. B.: amärt-amerchrt, bletschedorn-pletschedern, gaahe-gahe, Kröwa-Krewa, Kruka-Krucka, löösnen-
lösnen, Nuschtor-Nuschter, rekumediert augebm-rekomandierchrt, Schiefra-Schifra, tengge Hond-dengge); in:
Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 20, Nummer 1, Juli 2015, 42; in: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 20,
Nummer 2, Dezember 2015, 7; in: Längenfelder GemeindeBote (Wos gaits Nuies?) Juli/Sommer 2016, 22; in:
Längenfelder GemeindeBote (Nuies und Olts), Dezember 2017, 51 (z. B.: kleepor-kleapr, ollebött-olle pött, Radlbeega-
Radlpega u. a.; Wörterbuch-Längefaldar Dialekt. In: Längenfelder Gemeindebote (Nuies und Olts), Juli 2018, 61: Unsere
Chronik-Längescht (z. B.: antorn-antern, Bloha-Ploha, Doosige-Dosige, iihn-ihn, ieborförchtlen-ibrvöerchrtlen,
dorschtunkn und dorlögn-drschtunkn und drlögn, Kchachekeerne-Kachenkerne u. a.); Kronenzeitige (Ausgebar: Krone
Umhausn Gaschtronomie KG; Redaktionsleitar: Walter Hager, wirt@krone-umhausen.at; Ibersetzarn: Kathrin Bauer),
Ausgabe Nummra drei, Öktöbr 2012; ziemlich „arge“ Schreibungen finden sich in der Kronenzeitige, Ausgabe Nummra
viere, Juni 2013; Gemeinde Umhausen (Hg.): ´s blattle (blattle umhausen.gv.at), Gemeindezeitung der Gemeinde
Umhausen (Redaktion: Birgit Raffl und Ferdl Falkner), Ausgabe Dezember 2012; Schmid Josef, Astlehn: Afn Bargmohde.
In: Längenfelder Gemeindebote, Jahrgang 20, Nummer 2, Dezember 2015, 6
9 Schöpf Ewald: A wäeg etztolerisch. Aus der Sammlung von Dialektwörtern. In: Ache. Ötztaler Kulturzeitschrift Nr.
15/2013. Sondernummer. Ötztaler Heimatverein, Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum in Längenfeld-Lehn,
Gedächtnisspeicher Ötztal, 18-19
10 vgl. de.wikipedia.org/wiki/Bairische_Umschrift#Laute_und_Umschriftzeichen (Mundartschreibung Zeichen) -
(Mundartschreibung Zeichen); eine originelle, eigenwillige und umfassende Lösung bietet Aussersteiner Louis: Über
„Osttiroler“ Dialekte. Lienz/im Selbstverlag herausgebracht (Unter-die-Leute-Bringung = UdLB 25 Stück) 2018,
besonders S 161-248
11 Oberhammer Margit: Überlegungen zur Mundartlyrik. In: Saxalber-Tetter Annemarie (Hg.): Dialekt-Hochsprache als
Unterrichtsthema. Anregungen für Deutschlehrer. Bozen/Südtiroler Kulturinstitut, Arbeitskreis Südtiroler Mittelschullehrer
1985, 199(-211); Oberhofer Maria: Mundartlyrik in der Mittelschule. In: Saxalber-Tetter Annemarie (Hg.): Dialekt-
Hochsprache als Unterrichtsthema. Anregungen für Deutschlehrer. Bozen/Südtiroler Kulturinstitut, Arbeitskreis Südtiroler
Mittelschullehrer 1985, 101-108

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