Page 37 - Microsoft Word - Geschichten
P. 37

Geschichten Joseph (Sepp) Rossa



               die ostseitigen Fenster strahlt lässt die freudige Erwartung für die folgende
               Prozession anwachsen.


               In der Diözesanchronik ist mit schwer leserlicher Handschrift aus dem Jahr

               1875 vermerkt, dass ein Missionspfarrer aus Amerika, namens Josef Mandl, der

               minderen Herz-Jesu-Bruderschaft Weerberg zur Abhaltung ihrer Prozession am

               Herz-Jesu-Freitag 200 Gulden stiftete. Um diese Zeit waren in Weerberg 2

               Herz-Jesu-Bruderschaften. Die "mindere" und die "große" die ihre Prozession am
               Sonntag abhielt.


               Ein Bischof, mindest aber ein Abt celebriert den Festgottesdienst und bei dem

               meist ziemlich langen Predigen hört man neben dem Wort Herzen Jesu immer

               wieder "Tradition". Und von der Traditi- onstreue der Weerberger ist auch die

               Rede. Aber so dass man fast meinen möchte mit der zitierten "Weerberger

               Traditionstreue" meinen sie eigentlich "Sturheit".  Solln sie meinen  was sie
               wollen, den Weerbergern ist es eine Herzensangelegenheit, die Prozession.


               Nach dem Segen nimmt die Prozessions- ordnung Aufstellung. Der Wiesenhof-

               Franz weist die Gruppen ein und wehe, wenn der einmal nicht Zeit hat, dann ist

               das Chaos fertig und die einzelnen Gruppen stehen wie hinbestellt und nicht

               abgeholt am Kirchplatz herum. Der Riadhäuslgustl beginnt den Rosenkranz

               vorzubeten. Die Musikkapelle marschiert voraus, einen getragenen Marsch
               intonierend und dahinter kommen die Schützenabordnungen aus der Umgebung

               mit ihren Fahnen. Grimmig schaun sie aus die alten Kämpfer. Wie auf dem

               Gemälde von Defreggers "Das letzte Aufgebot" aber halt schöner und "nuier". Den

               Abschluss der kampfbereiten Prozessionsbegleitung macht die überaus starke

               Weerberger Kompanie.


               Und bei der Herz-Jesu-Prozession haben sogar die hinteren 3, 4 Reihen einen
               zackigen Gleichschritt, was nicht immer der Fall ist. Da gibts kein Hintnach-


               schlurfen und kein in der Gegend Umanandschaun. Ernst und würdevoll ist ihr

               Schreiten und in den Gesichtern ist der ganze Stolz eines Tiroler Schützen zu

               sehen.


               Seite -36-
   32   33   34   35   36   37   38   39   40   41   42