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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa
die ostseitigen Fenster strahlt lässt die freudige Erwartung für die folgende
Prozession anwachsen.
In der Diözesanchronik ist mit schwer leserlicher Handschrift aus dem Jahr
1875 vermerkt, dass ein Missionspfarrer aus Amerika, namens Josef Mandl, der
minderen Herz-Jesu-Bruderschaft Weerberg zur Abhaltung ihrer Prozession am
Herz-Jesu-Freitag 200 Gulden stiftete. Um diese Zeit waren in Weerberg 2
Herz-Jesu-Bruderschaften. Die "mindere" und die "große" die ihre Prozession am
Sonntag abhielt.
Ein Bischof, mindest aber ein Abt celebriert den Festgottesdienst und bei dem
meist ziemlich langen Predigen hört man neben dem Wort Herzen Jesu immer
wieder "Tradition". Und von der Traditi- onstreue der Weerberger ist auch die
Rede. Aber so dass man fast meinen möchte mit der zitierten "Weerberger
Traditionstreue" meinen sie eigentlich "Sturheit". Solln sie meinen was sie
wollen, den Weerbergern ist es eine Herzensangelegenheit, die Prozession.
Nach dem Segen nimmt die Prozessions- ordnung Aufstellung. Der Wiesenhof-
Franz weist die Gruppen ein und wehe, wenn der einmal nicht Zeit hat, dann ist
das Chaos fertig und die einzelnen Gruppen stehen wie hinbestellt und nicht
abgeholt am Kirchplatz herum. Der Riadhäuslgustl beginnt den Rosenkranz
vorzubeten. Die Musikkapelle marschiert voraus, einen getragenen Marsch
intonierend und dahinter kommen die Schützenabordnungen aus der Umgebung
mit ihren Fahnen. Grimmig schaun sie aus die alten Kämpfer. Wie auf dem
Gemälde von Defreggers "Das letzte Aufgebot" aber halt schöner und "nuier". Den
Abschluss der kampfbereiten Prozessionsbegleitung macht die überaus starke
Weerberger Kompanie.
Und bei der Herz-Jesu-Prozession haben sogar die hinteren 3, 4 Reihen einen
zackigen Gleichschritt, was nicht immer der Fall ist. Da gibts kein Hintnach-
schlurfen und kein in der Gegend Umanandschaun. Ernst und würdevoll ist ihr
Schreiten und in den Gesichtern ist der ganze Stolz eines Tiroler Schützen zu
sehen.
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