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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa



               Beim ersten Altar nehmen sie dann in "Habt Acht" Formation Aufstellung,
               aufmerksam verfolgt von den Kindern. Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten

               richten sich aber die Augen aller Gläubigen auf die Schützenkompanie. Es folgt

               die mit Spannung erwartete Ehrensalve. Die Kinder stecken sich die Zeigefinger

               in die Ohren, ein paar Mädchen kichern ganz würdelos, und die schneidigen

               Buben drücken auch noch die Augen fest zu. Und dann das Kommando, man
               hört die Stutzenschlösser einrasten....ein französischer Befehl.....und dann....


               Ist es das Echo, oder ist tatsächlich der eine oder andere Schütz der vor lauter

               Nervosität zu früh oder zu spät dran, jedenfalls ist es ein gewaltiger Schnall.


               Die allgemeine Anspannung lässt nach und ein mehr oder weniger lautes

               Wischpern und Raunen durchflutet die Prozessionsgeher. Jetzt haben sie bis zum

               nächsten Altar was zu reden. Der älteste Witz nacheinem nicht ganz geglückten

               Salut, was übrigens sehr selten vorkommt, ist der, daß die Schwannerwirtin an
               der Anzahl der gefallenen Schüsse die Herz-Jesu-Würstl abzählt für nachher.

               Dann geht’s weiter zum Felderbauern, wo traditionsgemäß während dem Segen

               die Hühner gackern, ebenso wie beim dritten Altar, beim Moar, unterm

               Evangelium die Kühe dreinschreien. Anschließend geht es wieder der Kirche zu.


               Nach dem letzten Segen ist meist ein ungewollter Untereinand, weil wenn die


               Glocken läuten fangen die Kinder zu rennen an, die Mütter versuchen sie

               aufzuhalten, die Musik fangt zu früh mit der Herz-Jesu-Hymne an, der junge
               Schütze der die Verlöbnisformel sprechen soll steht ratlos neben der Geistlichkeit,

               und vom Kirchenwirt her weht der Duft der Friteusen.Aber dann beruhigt sich

               wieder alles und es beginnt die geplante Gelübdeerneuerung. Böller krachen und

               alles strebt jetzt dem Kirchenwirtsgarten zu wo das Pfarrfest seinen Anfang

               nimmt. Es ist immer wieder ein Wunder wie schnell jeder was zu trinken hat,
               die Kinder ihr Saftl, die Erwachsenen ein frisches Fassbier, und genauso schnell

               hat jeder sein Schnitzel und die Kleinen ihre pommes frites. Aber was das für

               Schnitzel sind, nicht nur dass sie ebenso wie der Erdäpfelsalat ganz vorzüglich

               schmecken, nein vor allem ihre Grösse ist fast unglaublich.



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