Page 4 - Mundart und die Moderne
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Auf einen kurzen Nenner gebracht, freilich verallgemeinernd und nicht
allumfassend, ist die Weiterführung der Poesie in das industrielle Zeitalter
folgendes:
Der moderne Mensch ist so selbstständig geworden, dass er sich die Farben
seiner Sichtweise selbst suchen will. Die moderne Lyrik bietet nur mehr
Denkanstöße und sucht keine Übereinstimmung, sondern Provokation.
Der Dichter beschreibt nicht mehr seinen Weg in das geschilderte, sondern
lässt dem Leser offen sich seinen Weg hin zur Empfindung selbst zu suchen
Steinig war der Weg Weg.......Steine
Der hin zum grünen Ahorn führte grüne…..Blätter
Eines muss uns klar sein, die Lyrik ist am Vergehen. Ihre Flucht in die Moderne,
in die Komik, in Sinnsprüche, in Erlebnisse, wird sie nicht davor bewahren.
Noch vor 30 Jahren gab es viele Menschen, die vor dem Schlafengehen ein
Buch in die Hand nahmen und lasen. Ob es der Reimmichl-Kalender war oder
Goethe, egal, man las Gedichte und Gedanken von Autoren. Und heute?
Fernsehen zum Einschlafen. Wo soll denn da noch Zeit sein für ein Gedicht.
Wer liest denn unsere Schöpfungen noch? Seien wir ehrlich: Alte Leute und die
wenigen Interessierten. Wann und wer kauft denn unsere Bücher? Zuhörer bei
den Lesungen und wenn jemand ein Geschenk braucht. Aber die Menschen die
an den netten Versen, die heile Welt vortäuschen Gefallen finden, werden
weniger.
Was ist zu tun? Ein Hansi Hinterseer, oder besser seine Manager haben ein
Publikum gefunden die einer lieblichen Romantik lauschen. Brauchen wir
Manager? Brauchen wir andere Veröffentlichungen?
Professor Oebelsberger und ich haben oft versucht Mundart im Rundfunk oder
in der Tagespresse unterzubringen…nach Anfangserfolgen schläft alles ein....in
einer Zeit in der Quoten das Gesendete bestimmen ist es schwer die
Öffentlichkeit zu erreichen.
....so wie mir heute noch Mozart mehr bedeutet als Hindemith oder ein Gedicht
von Goethe als etwas von Norbert C Kaser.
Wohin also sollen wir gehen? Was tun?
Einfach schreiben, wie und was uns in den Sinn kommt.
Alles ist vergänglich, warum nicht unsere Schreibe.
Zoagt mia des nit mein eignes Leb´n?