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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa
Begräbnis
Am Weerberg ist es ein alter aber immer noch gehüteter Brauch, einen
Verstorbenen vor dem Begräbnis in einer Prozession von seiner Wohnstätte zur
Kirche zu führen. Früher mit einem mit Haflinger bespannten Fuhrwerk, dann
mit einem luftbereiften Karren vom Bestatter, gezogen von den Nachbarn, und
bei jedem Wegkreuz blieb man stehen und betete ein Gsatzl.
Seit bei der Kirche eine Totenkapelle errichtet wurde bringt man den Sarg auf
der Dorfstraße ein Stück des Weges, nach Osten, kehrt dann um und strebt dem
Friedhof zu. Je nachdem wie groß die Verwandtschaft ist, wird bei der
Hebammenbabett oder erst beim Huaba umgedreht, so halt dass lle füreinand
gehen müssen. Man muß ja schließlich sehen wer dem Toten die letzte Ehre
erweist. Und dabei wird gebetet. Eine Litanei, Vater unser, Gegrüßt seist du
Maria und was da sonst noch an gebräuchlichen Gsatzln zur Verfügung steht.
Jetzt mir kann man nicht unbedingt eine verklärte Frömmigkeit nachsagen. Ich
verehre mehr die Geschöpfe Gottes, wenn auch die weiblichen ein bissl mehr und
die jungen noch ein bissl lieber.
Und ich hör halt zu und denk mir meinen Teil.
Hinterm Sarg gehen die Angehörigen, dann kommen die Männer und den
Abschluss bilden die Weibsleut. (Das halbe und halbe hat sich da noch nicht
durchgesetzt.) Bei einem Begräbnis war ich bei den Männern der letzte, weil ich
zu langsam war, und unmittelbar hinter mir gingen die Frauen. Und was ich da
gehört habe klang ungefähr so:
Alle: Vater unser der du bist im Himmel
Geheiligt werde dein Name
Eine: Hast gsehn der Albin is aa da
Alle: Dein Wille geschehe
Andere. Seit wenn hat der denn an Ratzn?
Alle: So auf Erden
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