Page 7 - Aufsatz
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1.4. Mittelalterliche Stammessprachen und Territorialdialekte
So bestanden im Mittelalter auf dem Gebiet der später deutschsprachigen
Länder verschiedene germanische Stammesverbände (Alemannen, Bajuwaren,
Franken, Friesen, Sachsen und Thüringer), die jeweils ihre eigenen miteinander
verwandten Stammessprachen besaßen. Die fränkische Stammessprache als
Muttersprache Karl des Großen dürfte im 9. Jahrhundert eine gewisse
Vorbildfunktion für die übrigen germanischen Sprachen des Reiches gehabt
haben, d. h., die Stammessprachen passten sich sprachlich zusehends dem
Fränkischen mit seinen südlichen Sprachmerkmalen an. Im Zuge einer
Reichsreform im 12. Jahrhundert wurden die Stammesherzogtümer
aufgelassen und dafür neue Herrschaftsgebiete gebildet, somit reduzierten sich
die bisherigen Stammessprachen zu räumlich begrenzten Territorialsprachen.
1.5. Frühneuhochdeutsch bis zur deutschen Gegenwartssprache
1.5.1. Neuhochdeutsch
Der Übergang von Mittelhochdeutsch zu Neuhochdeutsch war wiederum durch
lautliche Veränderungen gekennzeichnet, die allerdings sehr unterschiedlich
und ungleichmäßig sowie zeitlich uneinheitlich bis gar nicht erfolgten. Auf Grund
dieser Verschiedenheiten spricht man auch nicht mehr von einer weiteren,
dritten Lautverschiebung, sondern bezeichnet diese bis ins 17. Jahrhundert
dauernde Sprachstufe als Frühneuhochdeutsch.
Zwar gab es noch keine einheitliche deutsche Sprache, aber durch Schreiber
und Autoren veranlasste Bestrebungen dazu. Insofern meinte „hoch“ jetzt nicht
mehr einen geografischen Hinweis auf die hochgelegenen süddeutschen
Landschaften, sondern verweist auf die Bemühungen um eine ideelle deutsche
Standardsprache.xvii
1.5.2. Ausbildung der Standardsprache „Hochdeutsch“ bzw.
„Schriftdeutsch“
Eine eindeutige Regelung und Vereinheitlichung der Schreibung kam erst 1901
durch die Rechtschreibreform und Herausgabe des Duden zustande, welche
die Schreibung bis zur Rechtschreibreform von 1996/97 normierte. Als
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