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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa
Winter
Wir waren die Ersten am Lift hinauf nach Hüttegg.
Ein kalter, aber wolkenloser Tag war jetzt gegen 9.00 Uhr auszumachen. Etwas
ausgefroren von der Fahrt vom Dorf mit 900 m Seehöhe bis fast an die 1500 m
kühlte man um diese Tageszeit leicht ab. Aber das Auffellen brachte uns schon
wieder auf die richtige Betriebstemperatur und auf der vom Vortag noch guten
Aufstiegsspur machten wir uns auf den Weg.
Zuerst geht es fast eben den Hochwaldweg bis zur Abzweigung zum Saugrasweg.
Jetzt wird es schon steiler. Aber immer noch leicht begehbar. Fast wie ein
Wintermärchen nimmt, uns der Wald in Empfang.
Vor zwei Tagen hat es geschneit und dann war es kalt geworden. Die kleinen
Fichten die vereinzelt am Weg stehen haben weiße Zipfelmützen auf und
hie und da staubt es von den größeren Bäumen im leichten Wind als gelte es die
Schönheit noch zu verbrämen. Die im Sommer moosigen Flächen glitzern wie
funkelnde Seen, fast kitschig, und langsam bringt die noch unsichtbare Sonne
eine grelle Helligkeit in die Umgebung. Immer noch im Schatten kommen wir auf
den Höhenweg. Gleich drauf biegen wir nach links den Forstweg ein, der zu
Maxens Hütte führt. Weiter oben wo der Fichtenbestand auflockert, stehen die
prächtigen Zirben, wie Denkmäler einer vergehenden Zeit. Oben aus dem
Baumbestand nach rechts auf die Nonsalmböden ausquerend empfängt uns das
gleißende Sonnenlicht dieses traumhaften Tages. Glitzernd liegt der Pulverschnee,
außer der Aufstiegsspur noch jungfräulich unberührt. Wir ziehen über die Rinne
auf deren rechten Rand und steil geht es hinauf zum Joch. Von links kommt eine
Spur von Lawaster her und vereinigt sich mit unserer.
Weiter unten von der Nons her steigen 2 Schifahrer auf, sonst sind wir allein.
Außer dem Knirschen der Felle auf dem Schnee und hie und da ein Quitschen
der Bindung ist nichts zu hören. Vielleicht der Odem des Schöpfers wäre zu
hören, aber für unseren Drang nach oben tönt der viel zu leise. Links, am Grat
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