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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa






               Überm Kellnergrat säumt ein roter Streifen die aufgehende Sonne und
               verkündet, daß der Tag vielleicht doch nicht so schlecht werden könnte wie es

               den Anschein hat. Das Vieh trottet in einer langen Schlange dem Außerberg zu.

               Sie gehen auf dem unasphaltierten Randstreifen, der den Haxen nicht so weh tut

               wie die Straße. Ober der Auersäge geht es nach rechts in den Wald. Erfreut

               springen die jungen Kalbinnen mit aufwärts gesteilten Schwänzen und zugleich
               beginnt das Geschimpfe der Treiber um sie auf dem Weg zu halten. Vom

               nächtlichen Regen tropft es noch von den Bäumen. Der feuchte Almweg


               tut dem Vieh sichtlich wohl. Die großen Huflattichblätter am Rand des eilig

               springenden Baches sind noch nach unten gefaltet, wie ein geschlossener

               Regenschirm und auf dem langen Blätterzweig einer Einbeere hängen die

               Wassertropfen wie aufgereihte Kristalle. Die Machtkämpfe um die Rangordnung
               unter den Kühen sind in vollem Gang. Immer wieder müssen die Treiber

               eingreifen, um Verletzungen zu vermeiden. Beim Kalkstoan springen ein paar

               Jungtiere übermütig bergab und unter den Buben entspinnt sich der erste Streit

               wer den Tieren nachlaufen und sie wieder herauftreiben soll. Bei den steilen

               Kehren in der Nähe der Aste ist das Vieh weniger temperamentvoll. Der Anstieg
               macht sie ganz schön schnaufen. Weiter oben wo die Steigung etwas nachlässt,

               kommt den 3jährigen die Gegend bekannt vor. Hier haben sie im Herbst des

               Vorjahres geweidet. Und das nehmen sie zum Anlass um, mit steil aufgestellten

               Schwänzen und wild springend, in ihre vergangenen Jagdgründe abzuhauen. Ein

               wildes Gerenne der sie begleitenden Mannschaft ist die Folge. Laute Flüche
               übertönen das Zerbrechen des dürren Astaches und im morgendlichen Licht

               rennen Mensch und Vieh wild gestikulierend durch den erwachenden Wald. Der

               ganze Wortreichtum mit der Natur lebender Männer bricht aus den schwer

               atmenden Kehlen. "Du Fack du.....du Huar du gottverdammte.....Mistviech....schaud

               dir no grad de Huar on....du Dreckfack....geah, lleck mi decht...." Nur gut daß der
               Himmel so bedeckt ist, so dass nicht alles unfiltriert nach "oben" dringt. Der fast

               eben werdende Almweg erlaubt anschließend der durch den Vorfall weit



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