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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa
er zu einer Chorprobe, so gegen 20 Uhr 40 eintraf, sich ohne Kommentar zum
Bass, seiner angestammten Stimmlage gesellte, und mit uns harrte was denn
nun kommen werde.
Natürlich kam nichts. Rein gar nichts. Als die Minuten andauernde Stille einem
Asylanten auf die Nerven ging und er unbotmäßig fragte was denn nun heute sei
gingen die Blicke aller zum Organisten und Chorleiter. Der war so intensiv mit
seinen, mit Tischlerleim behafteten Fingern beschäftigt, so sehr war er noch
immer mit seinem Beruf verbunden, tat erst als sei er gar nicht gefragt. Seine
Schwiegertochter tat ein Übriges indem sie tat als ginge sie das Ganze überhaupt
nichts an. Als die Stille unerträglich wurde gab der Ureinwohner einen Räusperer
von sich. Atemlos lauschten daraufhin die Chorsänger der nun sicherlich
folgenden Erklärung.
Weit gefehlt. Ein anderer Asylant versuchte die Stimmung mit einem Witz
aufzulockern. Leider erwischte er, wie von einem "Anderen" nicht anders zu
erwarten, einen uralten Witz, so dass der Versuch aufzuheitern kläglich im
Sande verlief. Der zaghafte Einwurf eines Nachwuchssängers. "fang ma on.?."
verlief sich auch im Sand und die Ansammlung Gesangesfreudiger befasste sich
weiter mit ihren Fingernägeln und der auferlegten Pause. Dann aber kam der
große Durchbruch. Die Leimrückstände waren in der Zwischenzeit restlos von
den Fingern gezupft, als der Chorleiter nach einem kurzen Räusperer gleichsam
als Erklärung an die Brusttasche seiner Pfoad langte und den Verdutzten
mitteilte: "Ihr werdets iatz lachn...i hob mei Brilln vagessn"
Diese Aufklärung erheiterte die Sängerrunde, die Brille wurde geholt und eine
gute Chorprobe nahm seinen Verlauf.
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