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Gedichte Marianne Wieshofer



               D' Muattasprach



               Gab’s d’Muatterspråch nit – wah ålls aso rahr,


               da wah inser Hoamat so äd und so laar.
               Sie is so lebensdig – a quellfrischer Brunn


               Von z’innerserst außa und glänzt wia a Sunn!


               Wah’d Muatersprach nit – wo bleibat die Freid,

               die mia åll so brauchn in der heitig’n Zeit!

               Redn überall ånders – los eichi ins Tål

               Und send ah die Gråbm oft noh aso schmål.


               Der farbige Klång is’s – der in jedn Lånd

               die Hoamat so reich måcht und ins åll mitnånd.

               Gab’s d’Mutterspråch nit – da wah ich kloa z’keit,

               wer wissat’s der Red nåch, wo’s herkemman d’ Leit.



               Mih påckat a Wehmuat, wenn ich außt stand im Wåld

               und a oastimmigs Gsangl von d’Äst åbahålt . .

               „Wo wah da mei Liab bliebn – wah nåcha mei Fråg,

               wenn ich d’ Hoamat verlaug und ålls herrisch såg?“

               Ein Gedicht aus dem Büchlein „’s Lebensbründl“ von Marianne Wieshofer



























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