Page 20 - Mundart_Schreibung
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grammatikalische Unterschiede (güet, höech, scheane; aber: di = Artikel die [di Leite] im
         Unterschied zu die = hinweisendes Fürwort diese [die Leite]; widr = wieder) u. a.).
     Nach dem Prinzip der Lautreinheit wird für e nicht ö geschrieben und nur ein ei verwendet
         (man könnte natürlich auch ai schreiben, aber in der deutschen Sprache steht eben
         durchwegs ei für ai).
     st/sp werden als scht und schp geschrieben, da entgegen anderer Behauptungen in den
         Tiroler Mundarten nicht alle st und sp mit sch ausgesprochen werden (kannst – konnschte,
         woaßt – woeschte usw.).
     Bestimmet Wörter wie daß, Schlöß, Foß usw. schreibe ich noch nach der alten
         Rechtschreibung mit ß und nicht ss, weil es sich beim Dialekt um eine Sprech- und Sprachform
         vor dieser Rechtschreibreform handelt. Dies ist aber wie vieles bei der Schreibung eine
         willkürliche Festlegung und Entscheidung und kann/könnte sicherlich auch anders
         gehandhabt werden.
     Im Großen und Ganzen halte ich mich an die Regeln der Groß- und Kleinschreibung nach dem
         Österreichischen Wörterbuch43. Bei Verbindungen wie Präposition und Artikel mit Verb bzw.
         mit Adjektiv scheint mir die Kleinschreibung in der Mundart oft passender.
     Auf Verfremdungseffekte sowie sinnerschwerende persönliche Spitzfindigkeiten sollten nach
         Möglichkeit bei aller Befürwortung einer weitgehend lauttreuen Schreibung verzichtet
         werden. Als richtig gelten Schreibweise und Satzbau, wenn sie der gesprochenen Sprache
         soweit als möglich nahe kommen und entsprechen. Dahingehend sollten sich alle
         diesbezüglichen Bestrebungen orientieren.

(5) Beinhalten die von den einzelnen Mundartautorinnen und –autoren44 herausgegebenen
Veröffentlichungen lediglich Wortlisten oder Erklärungen zu den in ihren Texten enthaltenen
Wörtern und Begriffen, allenfalls auch Übersetzungen,45 so wurde von Josef Öfner ein Ötztaler
Wörterbuch vorgelegt.46 Dieses beinhaltet eine umfangreiche Sammlung von Ausdrücken und
Redewendungen im Ötztaler Dialekt), die vor allem während verschiedener Veranstaltungen durch
Pro vita alpina erhoben wurden, wobei durch die hinweisende Anmerkung von (L) (S) (U) Hinweise
auf das Vorkommen in Umhausen, Längenfeld oder Sölden erfolgen, allerdings ohne
Berücksichtigung des Vordertales, für diese Region erfolgte die Erstellung einer entsprechenden

43 ÖWB-Österreichisches Wörterbuch. Schulausgabe. Auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks. Herausgegeben im
Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Schulbuchnummer 126184. Bearbeiter: Back Otto,
Benedikt Erich, Blüml Karl, Ebner Jakob, Hornung Maria, Möcker Hermann, Pohl Heinz-Dieter, Tatzreiter Herbert. Unter
Mitwirkung von Fachkonsulenten. Redaktion: Fussy Herbert, Steiner Ulrike. Wien 2009 (41. Auflage)/Österreichischer
Bundesverlag Schulbuch GmbH (www.oebv.at); Duden-Rechtschreibung der deutschen Sprache. Der Duden in 12 Bänden,
das Standardwerk zur deutschen Sprache. Band 1: Die deutsche Rechtschreibung. Das Standardwerk zu allen Fragen der
Rechtschreibung. Redaktionelle Bearbeitung: Scholze-Stubenrecht Werner, Wermke Matthias in Zusammenarbeit mit
Drosdowski Günther und unter Mitwirkung weiterer Mitarbeiter der Dudenredaktion in Mannheim und Leipzig sowie des
österreichischen und schweizerischen Dudenausschusses. Mannheim/Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
1996
44 z.B.: Schöpf Margareth: Bolt Sunna, bolt Reg`n, bolt loch`n, bolt blearn. Gedichte. Kleine Sachelen in Ötztaler Mundart.
Silz/Eggerdruck Imst 1981
Brenn Hubert: Ausn Ögnen vrlöern. Gedichte in Ötztaler (Längenfelder) Mundart.Thaur/Österreichischer Kulturverlag
Thaur 1981, Idiotikon S 127-129
Grießer Isidor: Ötztalar Gehaise. Gedichte in Tiroler Mundart (Oberland). Wels/Verlag Welsermühl 1986
Leitner Rosamunde: Zeitlaches. Gedichte in Ötztaler Mundart und Erzählungen. Ebene bei Ötz/Dezember 2014, 1.
Ausgabe
45 z. B. Haid Hans: Lese Buch. Lyrik, Prosa, Theater, Aufsätze, Polemik. Wien-Bozen/Südtiroler Autorenvereinigung 1984
46 Öfner Josef: Ötztalerisch – mit Beiträgen von Prof. Dr. Hans Haid. Kleines Mundart-Wörterbuch. Schriftenreihe Ötztal
Archiv Band 28. Ötztal 2015; ders.: Ötztaler Wörterbuch - Teil II: Mundart – Schriftsprache. Teil II zur Publikation
„Ötztalerisch“. Längenfeld/o. n. A. 2016, o. S

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