Page 18 - Mundart_Schreibung
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 So verwendete er beispielsweise ein Ringel über dem °a als Kennzeichnung eines dumpfen o
         als Laut zwischen a und o.

     Mit Hinweisen auf die Ähnlichkeiten mit dem Mittelhochdeutschen, was die vielen Zwielaute
         betrifft, schreibt er geän (gehen), steän (stehen).

     Wie ersichtlich wird, schreibt er st und sp und lehnt eine Schreibung mit scht bzw. schp ab.
     h sieht er nicht als Dehnungszeichen, sondern es muss gehaucht werden: ziehn, inhn usw.
     h statt s, Grießer nennt es altertümelnd: hall-sall, hö-sö, si hein - si sein
     S-Schreibung: Es werden vier Sprechanlässe aufgezeigt, ein –s anzuhängen:

             o 2. Fall (Besitzfall, Sächsischer Genetiv, aber ohne Apostroph): Müetters Gewond,
                  Sennars Seppele

             o Personalpronomen es: Wenns schneibet (Grießer fordert für diesen Fall einen
                  Apostroph ein: wenn´s schneibet)

             o Artikel das: I richt mr is Gewond hea (Isidor Grießer schreibt hier `s).
             o Personalpronomen 2. Person Plural: ihr: Hobets schöen gessn? (Grießer schreibt:

                  Habet dös schoa gössn?)
     Grießer verwendet ö statt e: dös-des, Löbm-Lebm
     -rt, -rd, cht als Räusperlaut am Schluss: Grießer schreibt Wiart, werd, ear feirt und leirt;

         manchmal im Auslaut ein h wie bei Handlarh und meint, ein Kenner des Ötztalischen würde
         beim Hören und Reden die Schlusslaute wohl zu unterscheiden wissen. Ich bezweifle dies
         jedoch nachhaltig auf Grund vielfacher diesbezüglicher Erfahrungen für das Lesen und
         Schreiben, und natürlich für mundartfremde Personen, ich schreibe (gemäß meiner Maxime
         einer möglichst lauttreuen Schreibung): Wirchrt, werchrt, Handlar usw.
     Bei Grießer findet sich sogar ein ss am Wortbeginn: ssal (aus is sal), das halte ich für
         überspitzt, ich schreibe sall, dissall, issall (dafür mit ll); weiters verwendet Isidor Grießer auch
         eine durchgehende Kleinschreibung außer von Eigennamen.
     Das e vor r und l wird häufig als a gesprochen: z. B. Kalder, Zaltn, Schalla, Gald, Walt u. a.
     mhd. i statt eu: Fuir, Tuifl, Schtuire, Knuidl, huire, tuire, gruien, nui , sui für sie (3. Person
         feminin Singular, und sie Plural) u. a.
     Es werden noch einige Beispiele und Spezialfälle angeführt. Insgesamt orientiert sich Isidor
         Grießer sehr stark an der Grammatik und entwickelt ein in sich stringentes phonetisches
         System.39 Für mich entspricht jedoch vieles nicht den Gegebenheiten des (von mir und meiner
         Umgebung gegenwärtig) gesprochenen Dialekts, das mag auch eine Generationsfrage sein,
         allenfalls auch lokale Ursachen haben (er stammte ja aus Niederthai), und daher vertrete ich
         nicht nur andere Auffassungen, sondern verwende auch eine andere Schreibung. So ist bereits
         im Titel des zitierten Werkes „Wenn Alte wieder kamen“ das „wieder“ phonetisch unrichtig,
         weil das e beim langen ie nicht gesprochen wird, ich hätte „Wenn Olte widr kamen“
         geschrieben.

(4) So verweise ich abschließend auf meine im Tiroler Mundartlesebuch Hoangart40 (diese Schreibung
stellte einen Kompromiss dar, um die eigentümliche authentische Aussprache in allen Tiroler
Mundartregionen zu ermöglichen) genannten und dargelegten Anmerkungen zur Schreibung von
Texten Mundart. Ich habe für eine möglichst lauttreue Schreibung und Vereinfachung plädiert wie in
diesem Beitrag, sowie darauf, auf Apostrophe, Auslassungszeichen, Betonungs- und
Vokalisierungskennzeichen weitgehend zu verzichten.

39 a. a. O., 8-10
40 Brenn Hubert: Tiroler Mundartlesebuch Hoangart; mitgestaltet von Michaela Kronbichler, unter Mitarbeit von Harald
Ehrlich, Klaus Fink, Martin Kranewitter, Sonja Peter, Richard Pohl, Jakob Schaber und Heinz Schärmer, beraten von
Heinrich Hahn. Berwang/Steiger Verlag 1986, 60 f

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