Page 27 - Microsoft Word - Geschichten
P. 27

Geschichten Joseph (Sepp) Rossa



               Und dös isch mia do vorhin eingfolln" Das Gespräch, das bisher sehr munter
               dahin geplätschert war verstummte plötzlich.


               Süffisant fuhr der Hans mit seiner Schilderung fort.


               "I hob ihn ausgrobn, gor so org hot er no gor nit grochn, hob eahm a de

               Woschkuchl trogn, aufn Tisch glegt und auprackat." Den Ersten der Tischrunde

               begann es bereits zu würgen. Aber der Hans setzte noch einen drauf. "Und

               doscht bei de hintern Läuf" fuhr er fort "do isch der schiane Brockn den mia iatz

               grod gessn habn hergangen." Obwohl das Licht nicht schwächer geworden war,
               wurden die roten Köpfe der Mannder bleich und immer bleicher, der Alkohol

               hatte plötzlich seine Wirkung verloren, und der erste sprang auf, rannte hinaus

               und durch die offene Tür drangen die bekannten Geräusche eines kotzenden

               Lodders in die Küche. Solches wirkt natürlich ansteckend. Und alsbald war die

               Runde auf der Terasse versammelt und intensiv dabei sich zu übergeben. Zwar
               musste einer mit dem Finger nach- helfen, aber letzten Endes war das

               Hundesteak" zwar vorgekaut und anverdaut aufgehäuft im Gras zu liegen

               gekommen. Und einer nach dem andern schlich ganz still und heimlich seiner

               Behausung zu, mit der Gewissheit die nächste Mittagsstunde nicht mehr zu

               erleben. Mit einem großen Maul voll Schnaps, einem ängstlichen Blick zum
               Gekreuzigten in der Kammer krochen sie ins Bett, zogen das Tuchent über den

               angstschweißnassen Kopf und harrten der Dinge, die auf sie zukommen sollten.

               Das leiseste Ächzen in den alten Holztäfelungen ließ sie zu Tode erstarren und als

               der Morgen graute blickten sie voller Furcht zum Fenster ob nicht der

               Sensenmann schon sichtbar wäre. Aber die Natur, der Alkohol und das ruhige
               Gewissen der letzten Osterbeichte brachten es schließlich zusammen, dass sie in

               den Schlaf des Gerechten hinübertaumelten. Das brüllende Vieh in den Ställen

               machte sie am Morgen munter. Eine Weile waren sie überrascht auch im Himmel

               Stallarbeit verrichten zu müssen aber der kalte Strahl am Brunnen ließ sie an

               ihrem Heimgang zweifeln.


               Als am Sonntag vor der Kirche der Hans an der vereinigten Gruppe der
               Todgeweihten grinsend vorbeistolzierte und fragte, wie denn so ein Hundsgulasch


               Seite -26-
   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32