Page 59 - Microsoft Word - Geschichten
P. 59

Geschichten Joseph (Sepp) Rossa



               Die allgemeine Anspannung lässt nach und ein mehr oder weniger lautes
               Wischpern und Raunen durchflutet die Prozessionsgeher. Jetzt haben sie bis zum
               nächsten Altar was zu reden.Der  älteste Witz nach einem nicht ganz geglückten

               Salut, was übrigens sehr selten vorkommt, ist der, dass die Schwannerwirtin an
               der Anzahl der gefallenen Schüsse die Herz-Jesu-Würstl abzählt für nachher.

               Dann gehts weiter zum Felderbauern, wo traditionsgemäß während dem Segen
               die Hühner gackern, ebenso wie beim dritten Altar, beim Moar, unterm

               Evangelium die Kühe dreinschreien. Anschließend geht es wieder der Kirche zu.
               Nach dem letzten Segen ist meist ein ungewollter Untereinand, weil wenn die

               Glocken läuten fangen die Kinder zu rennen an,  die Mütter versuchen sie
               aufzuhalten, die Musik fangt zu früh mit der Herz-Jesu-Hymne an, der junge
               Schütze der die Verlöbnisformel sprechen soll steht ratlos neben der Geistlichkeit,

               und vom Kirchenwirt her weht der Duft der Fritteusen.
               Aber dann beginnt die geplante Gelübdeerneuerung.


               Böller krachen - dann beruhigt sich wieder alles und man strebt jetzt dem
               Kirchenwirtsgarten zu wo das Pfarrfest seinen Anfang nimmt.

               Es ist immer wieder ein Wunder wie schnell jeder was zu trinken
               hat, die Kinder ihr Saftl, die Erwachsenen ein frisches Fassbier, und genau so

               schnell hat jeder sein Schnitzel und die Kleinen ihre pommes frites. Aber was das
               für Schnitzel sind, nicht nur dass sie ebenso wie der Erdäpfelsalat ganz

               vorzüglich schmecken, nein vor allem ihre Größe ist fast unglaublich.
               Meistens sind die Teller zu klein. Solche "Fleck"werden da serviert. Der

               Kirchenchor war vor einigen Jahren einmal in einem 4 Sterne-Lokal zum Essen
               eingeladen, also die hätten aus so einem Weerberger Herz-Jesu-Schnitzel
               leichtling 5 Portionen gemacht.

               Und mit den Melodien der Blasmusik klingt ein traditioneller Festtag aus, der
               wie man sagt inNord-tirol einmalig ist. Und wenn der Pfarrer um 22 Uhr nicht

               das Licht abdreht, und vielleicht das Bier ausgeht, oder der Himmel ein Einsehen
               hat und mit
               einem kleinen Hochwetter den Abschluss erzwingt, dann sitzen ein paar

               traditionsbewusste Herz-Jesu-Verehrer am Samstag auch noch da. So schön ist
               das Ganze. Und so sehr freut sich Jung und Alt auf den nächsten Herz-Jesu-

               Freitag in Weerberg.





               Seite -58-
   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64