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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa



               erträglich war meldete sich der Hans zu Wort. "Horchts amol her Mannder, i
               moan mei Resi hot a ganz bsonders saftigs Stuck an Kiahlschrank. Des moan i
               wär des Richtige fir ins heunt. I werd  aussifohrn, sie isch längst ban schlafn und

               i werd gen dös Trum holn." Sprachs, stieg ins Auto und ließ das Automobil erst
               einmal hinfahren wohin es wollte. Nun sind ja in Gegenden wo das

               Gottvertrauen einen so großen Platz bei den Bewohnern einnimmt auch die
               Tiere und sogar manchesmal die Kraftfahrzeuge dafür ausgerichtet, sich den Weg

               selbst zu suchen. Gar mancher Traktor könnte hier ein Lied davon singen. Eine
               halbe Stunde, oder ein Bier und ein Schnapsl später kam der Hans mit einem

               Fransen Fleisch in die Küche, wohin sie in der Zwischenzeit übersiedelt waren,
               zurück. Das Hallo das dadurch ausbrach war mindestens wieder ein Bier und ein
               Schnapsl  wert. Die Kochkunst der Annemarie ist weitum bekannt und bald zog

               ein köstlicher Duft um die innersten Behausungen des Dorfes. Selbergebacknes
               Brot vervollkommnete den Genuss ins Besondere. Dann als die Teller mit den

               Brotkrumen ausgewischt waren hielt es der Schalk in den Augen des Hans nicht
               mehr aus und er sprang ihm in den Mund und von dort kugelte er in die
               fröhliche Runde.

               "Hots enk gschmeckt Mannder?" war die Eröffnung des nun folgenden"Spaßes".
               Natürlich stimmten alle heftigst mit den schwitzenden Köpfen nickend zu. "Dann

               horchts zua" nahm die Gaudi seinen Lauf. "Wia i davor dahoam wor, isch koa
               Fleisch mehr an Küahlschrank innen gwesen. Aber donn isch mia ebbas eingfolln"

               und er begann ganz hämisch zu grinsen. "Ihr wißts jo de vordere Woch hot der
               Innschbrugger Jager mein Tyrax ban wildern dawischt und daschossn. Mia habn

               ihn unt am Anger glei nebam Stoll eingrabn. Und dös isch mia do vorhin
               eingfolln" Das Gespräch, das bisher sehr munter dahin geplätschert war
               verstummte plötzlich.


               Süffisant fuhr der Hans mit seiner Schilderung fort."I hob ihn ausgrobn, gor so

               org hot er no gor nit gschtunkn, hob eahm in de Woschkuchl trogn, aufn  Tisch
               glegt und augmacht." Den Ersten der Tischrunde begann es bereits zu würgen.
               Aber der Hans setzte noch einen drauf. "Und dort bei de hintern Läuf" fuhr er

               fort "do isch der schene Brockn den mia iatz grod gessn habn hergangen."
               Obwohl das Licht nicht schwächer geworden war, wurden die roten Köpfe der

               Mannder bleich und immer bleicher, der Alkohol hatte plötzlich seine Wirkung
               verloren, und der erste sprang auf, rannte hinaus und durch die offene Tür
               drangen die bekannten Geräusche eines kotzenden Lodders in die Küche. Solches


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