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Geschichten Joseph (Sepp) Rossa
Es hatte aufgehört zu schneien und als es über dem Gilfertgrat zu grauen begann
stapfte er ins Tal um Hilfe zu holen.
Zwei Tage später besuchte er sie im Krankenhaus. Ein gut gekleideter Herr stand
an ihrem Bett und legte ihr Blumen hin. Die Frau schaute zu dem Eintretendem,
ein kleines Lächeln stahl sich um ihre Lippen und dann sagte sie:
„Da kommt ja mein Lebensretter“! Er trat zu ihr, gab ihr die Hand und fragte:
„Wie geht es denn?“
„Gut“ antwortete sie und fuhr dann weiter indem sie auf den einen, dann auf
den andern wies: „darf ich bekanntmachen, mein Mann, - mein Lebensretter.“
Der Herr schüttelte dem Mann die Hand, bedankte sich und lächelte seine Frau
an. Über das Gesicht der Frau schien ein leiser Schatten zu huschen und als sich
der „Retter“ unter einem fadenscheinigen Grund verabschiedete, gute Besserung
und Lebe Wohl wünschte schloss die Frau die Augen und atmete tief ein.
Der Mann war schweigend aus dem Krankenhaus gegangen und musste lange
nach seinem Auto auf dem überfüllten Parkplatz suchen, so gedankenverloren
war er gewesen.
Er wollte am andern Tag noch einmal zur Jagdhütte gehen – oder vielleicht nie
mehr!?
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